Warum Absicht wichtig ist
- yuliyadenysenko29
- 2. Juli
- 3 Min. Lesezeit
Ich bin in einer Migrantenfamilie aufgewachsen, und eines war ganz klar, als wir nach Deutschland gezogen sind: Es geht um Ergebnisse und Leistungen und ohne sie kommst du nicht weit. Selbst wenn du hart lernst und nicht das Ergebnis oder die Note bekommst, die du dir gewünscht hast – tja, dann hast du versagt. Und auch wenn sich diese Sichtweise in meinem Familiensystem mittlerweile irgendwie in eine positivere Richtung verändert hat, ist es dennoch eine weitverbreitete Haltung (oder besser gesagt: Überlebensstrategie) im Leben, besonders wenn du aus einem Land kommst, in dem du ohne Ergebnis vielleicht ganz buchstäblich: stirbst.

Und während ich immer weiter leistete und leistete, ließ mich diese Sichtweise leer zurück, wie viele von uns. Es war nicht mein Glaube, sondern eher eine treibende Kraft, oder besser gesagt eine Strategie, um mich durch Leistung sicher zu fühlen. Leider hat das Folgendes mit sich gebracht:
Ein Gefühl der Leere, das du versuchst, durch noch mehr Leistung zu vergessen (im Grunde beißt der Hund sich selbst in den Schwanz)
Du vergisst die Bedeutung von Fähigkeiten, Lernen und Anstrengung
Du wendest dich davon ab, die Freude an der Sache selbst zu finden, und konzentrierst dich nur auf die paar Sekunden Glück, wenn du den Erfolg erreicht hast
Du wirst sehr unfreundlich und ungeduldig mit dir selbst
Und während ich versuchte, mich von dieser Sichtweise zu lösen und mir den Kopf darüber zerbrach, wie ich das Gefühl haben kann, voranzukommen, ohne den Druck und Stress, mich ständig kaputtzuarbeiten und dabei irgendwie nicht völlig unglücklich zu sein, weil ich immer das Gefühl brauche, erfolgreich zu sein, fiel mir etwas anderes auf. Ich nahm eine Liste mit ein paar Dingen, von denen ich vor einem Jahr gesagt hatte, dass ich sie ändern, erreichen oder verbessern wollte. Und ich schaute sie mir heute an. Und ich stellte eine enorme Verbesserung fest, ohne (ganz ehrlich) irgendetwas aktiv oder gezielt dafür getan zu haben. Ich habe mich dafür nicht kaputtgearbeitet, ich habe keine Opfer gebracht, ich bin einfach langsam, über das Jahr hinweg, an einem Ziel angekommen, für das ich nie einmal einen Plan gemacht hatte. Es fühlte sich so an, als wären die Dinge einfach langsam in mein Leben gekommen und nicht so, als hätte ich jede freie Minute und den letzten Rest Energie darauf verwendet, ihnen hinterherzurennen.
Der einzige Unterschied war, dass ich wusste, was ich ändern wollte und warum. Nur zu wollen reicht nicht. Ich wusste tief in mir genau, warum es gut für mich war (ohne es konkret in Gedanken formulieren zu müssen), und gut für die Menschen um mich herum (weil es mit meinen Werten übereinstimmt), und ich war einfach ehrlich zu mir selbst. Ich dachte über die Wirkung nach, die eine Veränderung hätte, wenn deine Absicht beim Übergang in die Außenwelt Feuer fängt. Und das Überraschende war: Ich hatte nie wirklich große Anstrengungen unternommen, um dorthin zu gelangen. Das hat mich überrascht.
Ich war es gewohnt zu denken, dass erschöpfende Arbeit gleich Erfolg bedeutet - auf dem Papier zu sehen, wie weit ich ohne die Mühe gekommen bin, war ziemlich schockierend.
Eine Absicht entsteht im Inneren, und vielleicht messen wir ihr deshalb weniger Bedeutung bei als den Dingen, die wir sehen und spüren können, wie es bei Ergebnissen oft der Fall ist. Aber etwas zu tun oder zu erreichen ohne Absicht ist wie ein leeres Haus. Es mag von außen gut aussehen, aber es wärmt nicht und lässt dich leer und abgeschnitten zurück. Eine Absicht ist eine Verbindung zu deinen Werten, deinem Geist, deinen Wünschen und deinen Bedürfnissen und sie ist viel tiefer in dein Leben und deine Psyche eingebettet als etwas zu verfolgen, nur aus Unsicherheit oder wegen äußerem Druck.



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